Bildrauschen ist ein fieser Begleiter beim Videodrehen. Egal ob ihr wenig Licht zur Verfügung habt und deswegen den ISO Wert hochdreht oder vielleicht SLog 2 nutzt, welches z.B. bei der Sony A7s immer ein Grundrauschen in die Aufnahmen hineinbringt. Um diesen Bildstörungen Herr zu werden, vergleiche ich heute zwei Tools, mit denen ihr eure Aufnahmen noch einmal ordentlich polieren könnt.
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Plattformen und Versionen
Ich zeige euch wie ihr mit den Plug-Ins Neat Video und Denoiser II in Premiere Pro arbeiten könnt. Während es Denoiser für Mac+Win Systeme gibt und da nur After Effects, Premiere Pro und Final Cut unterstützt werden, ist Neat Video wie ein schweizer Taschenmesser auf einer Wandertour. Neat Video läuft auf Win, Mac und Linux und unterstützt neben den bereits genannten Programmen zusätzlich Resolve, VirtualDub, Pinacle Studio, Edius. Und noch viel mehr.
Systemunterstützung Entrauschungsprogramme
GPU oder CPU Rechenzeit
Beide Plug-Ins können bei ihren Berechnungen die GPU (CUDA) nutzen und damit schneller als nur mit dem Prozessor rechnen. Eins sei bereits jetzt schon gesagt: Für das Entrauschen braucht ihr viel Rechenleistung und je mehr ihr davon opfert, umso besser werden die Ergebnisse.
Vergleich der Renderzeiten
Preise, Lizenzen oder kostenlos
Beim Preis sind sich die Tools ähnlich, nur das der Denoiser II (99$+Mwst.) für alle Schnittprogramme einmal lizenziert werden kann und NEAT Video (ab 75$ + Mwst.)dagegen pro Programm eine Lizenz verkauft. Hier ist es also notwendig sich vorher Gedanken zu machen, wie der eigene Workflow aussehen wird. Aber das ist kein Problem, denn bei beiden Tools ist es möglich ohne Probleme Tests mit den zeitlich unbeschränkten Demos durchzuführen.
Woher kommt das Bildrauschen?
Das Bildrauschen entsteht, sobald eine Kamera mit höheren ISO Werten arbeitet. Der Kamerachip nimmt das Licht auf und bevor es im Speicher landet, muss das Signal in der Kamera verstärkt werden. Genau so ein Rauschen entsteht auch, wenn ihr eure Stereoanlage ohne Musik laut dreht. Ihr hört immer mehr Störungen aus den Schaltkreisen und Leitungen auf der Platine.
Klarere Bilder mit einem Rauschfilter
Ich möchte ein Bild mit einer scharfen Kantenzeichnung meiner Objekte, aber gleichzeitig sollen auf den Flächen Kontrastverläufe und Farben erhalten bleiben. Dabei sollen die wild umherspringenden Rausch-Pixel nicht mehr das Bild trüben. Die Lösung dazu bietet die Mathematik. Also für alle die sich in der Schule gefragt haben wozu man Mathe später einmal braucht, haben jetzt eine Antwort. Aber auch ohne diese Mathematik zu können, könnt ihr euer Bild entrauschen.
Benutzung von Denoiser II und NEAT Video
Beide Programme bieten viele Einstellungsmöglichkeiten und ich kann euch nicht alle davon vorstellen. Vorallem NEAT Video bietet einen Expertenmodus, bei dem man das Bild bis zum erbrechen polieren kann. Grundsätzlich sind die Programme aber einfach zu benutzen.
Ein kleiner Hinweis: Da die Demoversion von NEAT Video maximal 720p verarbeitet, habe ich beide FullHD Clips in eine HD Ready Timeline gelegt und die Größe verringert.
Anwendung Denoiser II
Geht in Premiere Pro in eure Effektpalette und zieht euch das Plug-in auf den Video Clip. Beim Denoiser habt ihr weniger Optionen und kommt somit schneller zum Ziel. Erhöht euren Noise Reduction Level je nachdem wie stark ihr das Rauschen reduzieren wollt. Die Option „Motion Estimation“ solltet ihr bei Szenen mit viel Bewegung aktivieren. Dann sucht Denoiser nach Veränderungen in den Bildern und kann besser nach Rauschen und Nutzsignal unterscheiden.
Einstellungen Denoiser II
Bei „Seperate Fields“ setzt ihr einen Haken wenn ihr mit Interlanced Material arbeitet. Mit den Werten von „Enhancement“ werden bei 100% Details maximal erhalten. Im Handbuch wird aber davon abgeraten Werte von mehr als 50% zu nutzen, da sonst Artefakte an den Kanten auftreten können.
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Im „Fine Tuning“ Bereich könnt ihr anhand eurer Bilder und Wünsche einige komplizierte Optimierungen vornehmen. Dazu hilft euch das Handbuch weiter, denn da ist wieder einiges an Berechnungen von eurer Seite her gefragt. Am einfachsten zu Erklären ist hier noch die Option „Fine Details“.
Mit jedem Wert größer als 1 wird das Rauschen um einige Prozent mehr zugelassen. Dadurch steigt die Detaildarstellung, es sinkt aber auch die Rauschreduzierung. Wie schon gesagt, ist es hier ratsam das Handbuch zu lesen.
Anwendung NEAT Video
Das Tool von NEAT Video arbeitet anders und hat in Version 4 fast unendlich viele Einstellungsmöglichkeiten. Grundlegend ist es aber trotzdem einfach, zu guten Ergebnissen zu kommen.
Legt den Effekt auf den gewünschten Clip und startet das Tool mit einem Klick auf Optionen.
Wenn eine unterstütze GPU in eurem Computer arbeitet, geht ihr auf Tools > Preferences > Performance. Mit einem Klick könnt ihr hier die Berechnungmethoden ändern und die Geschwindigkeit mit „Check Speed“ testen. Unter der Option „Optimize Settings“ findet ihr mit einem Klick auf „Start“ einen Benchmark, welcher die für euer System optimalen Einstellungen findet.
Zurück in der Startoberfläche von NEAT findet ihr euren aktuellen Frame. In diesem Ausschnitt müsst ihr NEAT jetzt eine homogene Fläche zeigen, an der euer Rauschen auftritt. Dabei darf die Fläche keine Farb- oder Helligkeitsänderungen aufweisen. Außerdem sollte sie, für optimale Ergebnisse eine Größe von mindestens 128×128 Pixel haben. Das alles zeigt euch NEAT aber benutzerfreundlich an.
Benutzeroberfläche NEAT Video
Nach der Auswahl reicht ein Klick auf „Auto Profile“ und NEAT beginnt zu analysieren. Bei dem Wert Quality solltet ihr darauf achten, das ihr über 50% liegt. Bei mir werden an dieser Stelle viel mehr Informationen angezeigt, da ich bei Tool den „Advanced Mode“ ausgewählt habe.
Mit einem Klick auf Noise Filter Settings könnt ihr euer Resultat bewerten und die Einstellungen optimieren. Ich nutze gern die Schärfe Funktion, da das Slog2 Bild mit einer geringen Schärfe aufgenommen wird. Ich veränder etwas die Werte und kann mein Bild im gezoomten Modus vergleichen.
Fazit
Nach meinem Eindruck mach NEAT Video ein für mich angenehmeres Bild und produziert durch die Schärfeoptionen das bessere Ergebnis. Mit manuellem Scharfzeichnen in Premiere Pro habe ich beim Denoiser II kein vergleichbares Bild erzeugen können.
Beispielvideo NEAT Video gegenüber Original XAVC-S Slog-2 Aufnahme
Bei beiden Tools finde ich keine Abstriche bei der Berechnung von Videos mit schnellen Bewegungsabläufen. Es gibt aber sicher Bewegungssituationen, in denen selbst diese Tools mit ihrem Frameabgleich an ihr Grenzen kommen. Dann ist manuelles Nacharbeiten und noch mehr Rechenleistung notwendig, um das Bild stabil und frei von Artefakten zu halten.
Wenn ihr wollt, könnt ihr die Tools auch selbst einmal testen. Denn mit einem Wasserzeichen versehen stellen die Hersteller ihre Plug-Ins als Demoversion zur Verfügung.
Ich hoffe euch hat dieser Vergleich und die Anleitung etwas gebracht, um eure Videos aufzupolieren. Jetzt muss man auch nicht mehr soviel Ärger mit dem Rauschen der A7s beim nutzen von Slog 2 haben.
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die Sony A7s
den EF Commlite Adapter
das Canon L Objektiv 24-105mm 4.0
eine „billige“ Gegenlichtblende zum auseinanderschneiden
den Rodenstock 77mm Vario ND Filter
die Graukarte, faltbar
Link zu Neat Video:
https://www.neatvideo.com/
Link zu Denoiser II von Red Giant:
https://www.redgiant.com/products/denoiser-ii-color/
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Tags: S-log2, Slog2, Slog, Sony Alpha7, A7, A7s, A7 II, Anleitung, Tutorial, Tipps, NEAT Video, Denoiser II, Entrauschen, Bildrauschen, ISO Rauschen, ISO Wert
3 Comments
Sigurd Harder
31. Januar 2016 at 2:04 pmKlasse gemacht – genau das richtige, um erst einmal hineinzukommen. Ich habe mich für Neat Video 4.1 für Premiere entschieden. Bei meinen DV-Aufnahmen 720×576 erscheint dann im Vorschaufenster von Neat Video nur 720×288, Weißt Du zufällig, woran das liegen kann?
gschulze
31. Januar 2016 at 9:02 pmDanke. Leider kann ich da nicht helfen. Manchmal habe ich aber das Problem, das NEAT spinnt und den Clip nicht mehr im Vorschaufenster anzeigt. Dann erhöhre/verringere ich den Clip um 1 Frame und schon geht es wieder. Vielleicht hilft es ja auch bei dir.
Sigurd Harder
1. Februar 2016 at 6:50 pmHat noch nicht geholfen, aber trotzdem vielen Dank für den Hinweis! Ich wurschtel mich dann mal weiter durch. Sollte ich wider Erwarten eine Lösung finden, nenne ich sie.